Franz Plotnarek
Mechaniker. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Franz Plotnarek wurde am 6.10.1904 in Wien geboren. Er arbeitete als Mechaniker. Er war verheiratet und Vater einer Tochter.
Funktionär der illegalen KPÖ
Franz Plotnarek war Funktionär der illegalen KPÖ in Wien-Ottakring.
Widerstand, Verhaftung, Todesurteil
Am 31. 1. 1941 wurde Franz Plotnarek verhaftet und am 15. 12. 1942 gemeinsam mit Franz Fiala, Anton Tuma, Karl Kompers und Johann Meduna (alle hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 16.3.1943 erfolgte seine Hinrichtung im Landesgericht I in Wien.
Aus dem Urteil
„Der Angeklagte Plotnarek, der etwa 10 Jahre lang ein eigenes Putzereigeschäft betrieben hatte und von 1939 bis zu seiner Festnahme als Mechaniker in einem Rüstungsbetrieb gearbeitet hatte, gehörte von 1919 bis 1934 dem Verein der Naturfreunde, einem Arbeiterturnverein und der Freien Gewerkschaft an. (…) Von 1937 bis 1939 unterstützte dieser Angeklagte die Witwe seines Freundes Otto Schmidt, der im Jahre 1937 im spanischen Bürgerkrieg auf rotspanischer Seite gefallen war, mit zunächst 10. – bis 15. – Schilling, dann 10. – bis 15. – RM monatlich. (…) Die Angeklagten (…) haben sich bis tief in den Krieg hinein, im Wesentlichen bis zu ihrer Verhaftung Ende Januar 1941 hochverräterisch betätigt. Sie waren alle Funktionäre und haben durch Mitwirkung bei der Herstellung illegaler Schriften eine äußerst gefährliche Tätigkeit entfaltet. Sie sind dadurch ihrem angestammten Volk in ihrem Daseinskampf in den Rücken gefallen und haben seine Geschlossenheit, die zur Erringung des Endsieges unerlässliche Voraussetzung ist, zu zersetzen versucht. Auf diese Weise haben die Angeklagten Hand an die Wurzeln der deutschen Widerstandskraft gelegt. Sie haben sich damit als so gefährliche Gegner des deutschen Volkes erwiesen, dass sie das Recht verwirkt haben, weiterhin in der Gemeinschaft derselben zu leben. Diese kann nur vor ihnen wirksam durch Verhängung der Todesstrafe geschützt werden.“
An seine Frau aus der Todeszelle E 37 im Landesgericht I, vom 14.3.1943 (Auszug)
"Liebe Annerl! Warte bis heute vergebens seit 14 Tage auf ein Schreiben von euch, der letzte Brief, den ich am 1.3. bekam, war vom 25.2., und dass du regelmäßig schreibst, weiß ich, kann mir auch nicht erklären, wieso du meinen Brief vom 14.2. nicht bekommen hast. [...] --- ich träume sehr oft von euch, dass wir wieder beisammen sind, glücklich und zufrieden, wie wir es immer waren. Ich glaube, nicht zuviel damit gesagt zu haben, gelt? Wenn auch hie und da einige Wolken unseren heiteren Himmel durch meine Schuld getrübt haben, so war doch unser Beisammensein immer glücklich und das soll alles mit einem Schlag aus sein? Ich kann mir den Schmerz gar nicht vorstellen, der dir und Gretel damit bereitet werden würde, hauptsächlich Greterl würde in ihrem jungen Leben ein Schmerz zugefügt werden, der von ausschlaggebender Bedeutung für ihr weiteres Leben wäre. Es wäre wirklich schade um ihre Freude und ihr Talent im Lernen. Sollte uns aber trotz allem das Schicksal nicht gnädig sein, so trachte auch über diese größte Klippe hinwegzukommen, soweit du es eben imstande bist, schon wegen meines über alles geliebten Kindes, das doch ihr Leben vor sich hat. Auch für deine Person bitte ich, alle deine Kräfte zusammenzunehmen um den Rest deines Lebens nicht nur in Gram und Schmerz zu verbringen und auch unserem Kinde all das zu vergessen zu helfen. Und sollte dir etwas zustoßen (selbstverständlich nur etwas Natürliches), so hat mir Berger Hansl bei seinem Besuch erklärt, er möchte sich unbedingt unseres Kindes annehmen und ich glaube, dass sie in den beiden den besten Ersatz für ihre Eltern hätte. Also Liebling, sei recht herzlich geküsst und hoffen wir, dass sich doch alles zum Guten wendet, grüße mir auch deine Eltern, sie sollen sich meinetwegen keinen zu großen Kummer machen, sie haben ja doch nur immer ihr bestes gewollt, nochmals recht innige Küsse von deinem, dich immer liebenden Franz."
An seine Tochter aus der Todeszelle E 37 im Landesgericht I, vom 14.3.1943
"Liebste Greterl! Vor allem recht herzlichen Gruß und besten Dank für deine lieben Briefe, die mir immer große Freude bereiten. Dass ich keine mindere Freude als du am Mittwoch [da hatte sie ihn besucht] hatte, kannst du dir vorstellen. Wieso ihr meinen letzten Brief nicht bekommen habt, weiß ich nicht, tut mir auf alle Fälle sehr leid, da ich ohnehin nur alle vier Wochen schreiben darf. Gesund bin ich, das weißt du ja, deinen Mantel habe ich selbstverständlich bewundert, er ist sehr schön gemacht, ich lass die Schneiderin recht herzlich grüßen. Ich glaube, dir passt, dass Mutti im Krankenstand ist, weil du da deine Ordnung hast und dir nicht alles selbst herrichten musst. Es freut mich, immer wieder zu hören, dass du im Lernen gute Fortschritte machst, bleibe weiterhin so, damit du Mutti immer Freude bereitest und ihr damit über diese schwere Zeit hinweghilfst. Hoffen wir, dass noch alles ein gutes Ende nimmt und ich wieder bei euch sein kann und alles miterleben darf. Recht viele innige Küsse von deinem, immer an dich denkenden Vater."
"Der Kopf meines Vaters"
2009 erschien im Acabus-Verlag das Buch „Der Kopf meines Vaters“. Es beruht auf einem Interview von Grete Plotnarek, Tochter des hingerichteten Widerstandskämpfers Franz Plotnarek, mit Luis Stabauer.
Aus dem Klappentext:
Grete Plotnarek, von Kindesbeinen an Maxi gerufen, erzählt ihre packende Lebensgeschichte: Der Vater Franz Plotnarek geht nach der Enttäuschung über das Verhalten der Sozialdemokraten im Februaraufstand 1934 in den politischen Untergrund. Mit seiner Frau Anna Plotnarek und Freunden agitieren sie zuerst gegen die Austrofaschisten und ab 1938 gegen die Nationalsozialisten, sammeln Geld und Kleider für Ausgegrenzte und sozial Schwache. Ein eingeschleuster Spion verrät die Gruppe und Maxis Vater wird 1941 verhaftet.
Manchmal wartet Maxi im Schnee vor dem Gefängnis um ihren Vater wenigstens beim Be- und Entladen der Wäsche zu Gesicht zu bekommen. Franz Plotnarek wird 1943 von den Nazis geköpft.
Die berührenden Erinnerungen an ihre Eltern, an weitere Opfer aus dem Freundes- und Familienkreis sowie die Auswirkungen auf ihr Leben, eingebettet in das Wien von 1934 bis zur Gegenwart, erzählt Maxi in einem Interview mit Luis Stabauer.
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Lisl Rizy, Willi Weinert: "Mein Kopf wird euch auch nicht retten" (Band 3), Stern-Verlag, Wien
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien